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Das bewegt die Städte – Verkehrsdrehscheiben

14. März 2024 – Verkehrsdrehscheiben sollen einen wichtigen Beitrag zu einer effizienten und zukunftsfähigen Siedlungs- und Verkehrsentwicklung leisten. Mit begleitenden Massnahmen attraktiv konzipiert werden sie zu relevanten Standorten für die Stadtentwicklung. Das bewegt die Städte.

Bund, Kantone, Städte und Gemeinden wollen die Siedlungs- und Verkehrsentwicklung besser aufeinander abstimmen. Zu diesem Zweck wurde am 9. September 2021 die «Erklärung von Emmenbrücke» abgegeben. Sie beschreibt Verkehrsdrehscheiben als Antwort auf die Herausforderungen bei der Mobilität und als Ausdruck der gelebten Zusammenarbeit. Darin ist festgehalten, dass Bund, Kantone, Agglomerationen, Städte und Gemeinden mit attraktiven Verkehrsdrehscheiben die Übergänge zwischen lokalen und regionalen Verkehrsnetzen, Nationalstrassen und dem Öffentlichen Verkehr auf der Strasse und auf der Schiene optimieren («Erklärung von Emmenbrücke»).

 

Verkehrsdrehscheiben fliessen bereits in die Planung von verschiedenen Verkehrsakteuren ein. Die «Perspektive Bahn 2050» hält beispielsweise fest, dass der Fokus des Bahnangebots auf kurzen und mittleren Strecken bis rund 50 Kilometer liegt. Bahnhöfe an regionalen Knotenpunkten sowie in Agglomerationsgürtelgemeinden sollen dabei zu Verkehrsdrehscheiben werden und mehr Umsteigemöglichkeiten bieten. Mehr Umsteigemöglichkeiten beinhalten das Umsteigen auf andere Verkehrsmittel, wie das Auto oder das Velo, aber auch eine insgesamt bessere Anbindung durch den Fernverkehr (Regio, Interregio und S-Bahnen) und den Ortsverkehr (ÖV-Netz). Investitionen in die Verkehrsinfrastruktur stellen attraktive und effiziente Verkehrsangebote sicher und leisten so einen Beitrag, dass die Stadtentwicklung mit der Bevölkerungsentwicklung und der Mobilitätsnachfrage mithalten kann (Der Bund, 27.2.24; Schweizerische Gewerbezeitung, 1.3.24).

 

Verkehrsdrehscheiben als städtebaulich attraktive Orte für die Siedlungsverdichtung

In grossen Agglomerationen besteht laut dem Bundesamt für Raumentwicklung (ARE) das grösste Verlagerungspotenzial vom Auto auf den Öffentlichen Verkehr. Durch eine stärkere Vernetzung von Verkehrsmitteln durch Verkehrsdrehscheiben kann das Verlagerungspotenzial in Kernstadt und urbanem Gürtel realisiert werden. Verkehrsdrehscheiben an wichtigen regionalen Knoten verbinden alle Verkehrsteilnehmenden am selben Ort und ermöglichen somit reibungsloses und schnelles Umsteigen. Sie verknüpfen die Verkehrsnetze der Kernstädte, dem angrenzenden urbanen Gürtel und den Umlandgemeinden. Attraktive Verkehrsdrehscheiben werden durch einen Ausbau an Parkhäusern, einen Ausbau der ÖV-Anbindung im Orts- und Fernverkehr, sowie der Förderung des Veloverkehrs an derselben Stelle geschaffen. Agglomerationsgürtelgemeinden, welche über attraktive Verkehrsdrehscheiben mit einer idealen ÖV-Anbindung verfügen, entlasten so die zentralen Bahnhöfe. Mit der Entstehung von Einkaufs- und Dienstleistungszentren und der Aufwertung des öffentlichen Raumes werden die Standorte von Verkehrsdrehscheiben zu zentralen Orten für die Siedlungsverdichtung und zu städtebaulich attraktiven Begegnungsorten (mobimag, 20.11.23).

 

Vielerorts werden Verkehrsdrehscheiben entwickelt

In den Städten Nyon und Fribourg werden die Bahnhöfe umgebaut, wobei den Verkehrsdrehscheiben mit dem Ziel, den Öffentlichen Verkehr zu fördern eine wichtige Rolle zukommt. In La Chaux-de-Fonds führte die Verkehrsbelastung in der Stadt zu einem neuen Parkplatzreglement, durch welches zusätzlich das Parkhausangebot redimensioniert wird. Das Angebot von öffentlichen und privaten Parkhäusern gibt auch in Basel zu reden. Der Grossrat Niggi Rechsteiner regte mit einem Vorstoss an, die Kapazitäten besser zu nutzen (Arcinfo 8.11.23; BZ Basel, 12.12.23; La Côte, 1.2.24; La Liberté, 20.2.24).

 

Die nicht vorgesehene Nutzung eines privaten Parkhauses als Verkehrsdrehscheibe führte dazu, dass die Migros im Einkaufszentrum Wynecenter in Olten für längeres Parkieren Gebühren einführen musste. Tagsüber wurden die Parkplätze offenbar genutzt, um anschliessend mit dem Bus in die Stadt zur Arbeit zu fahren (Oltner Tagblatt, 8.11.23).

 

Verkehrspolitik und Siedlungspolitik ergänzen sich

Das Beispiel von Lugano-Süd zeigt, dass Verkehrsdrehscheiben effektiv sind. Mit der zentrumsnahen Verkehrsdrehscheibe konnte durch das Umsteigen vom Auto auf den Öffentlichen Verkehr, das Verkehrsaufkommen in der morgendlichen Spitzenstunde um bis zu 24 Prozent gesenkt werden. In Solothurn bietet die Arealentwicklung beim Westbahnhof ein gutes Beispiel für eine attraktive Verkehrsdrehscheibe. Im Rahmen der Umgestaltung des Bahnhofs plant die Stadt unterhalb der künftigen Hochbauten ihr viertes Parkhaus mit direkter Zufahrt unter dem Bahnperron. Sie möchte so ihre Verkehrspolitik umsetzen und in den Strassenräumen eine bessere öffentliche Aufenthaltsqualität schaffen (mobimag, 20.2.24; Solothurner Zeitung, 21.2.24).

 

Begleitende Massnahmen ergänzen das Konzept von Verkehrsdrehscheiben

Im Gegensatz zu den Park+Ride Angeboten an Bahnhöfen, sollen Verkehrsdrehscheiben laut dem ARE präziser konzipiert sein. Sie sollen an wichtigen regionalen Knoten entstehen und strategische Lösungen als begleitende Massnahmen miteinbeziehen. In Agglomerationsprogrammen und mit dem Bahninfrastrukturfonds werden Verkehrsdrehscheiben vom Bund finanziell gefördert. Laut dem ARE sind die meisten Umsteigepunkte bereits gebaut. Die Verkehrsdrehscheiben entstehen dann innerhalb eines funktional zusammenhängenden Raumkonzepts. Idealerweise sind sie als attraktive öffentliche Räume konzipiert, an denen Menschen gerne verweilen. Wie beispielsweise in urbanen Gürteln an Lagen mit Verdichtungsmöglichkeiten und ausgebauter ÖV-Anbindung. Verkehrsdrehscheiben entlasten so zentrale Bahnhöfe, wobei es wichtig ist, dass die geplanten Angebote die bestehenden Regional- und Stadtzentren ergänzen und nicht konkurrenzieren oder gar gefährden (zentralplus 27.11.23; mobimag, 20.2.24; Aargauer Zeitung, 7.3.24).

 

 

Fachtagung Netzwerk Verkehrsdrehscheiben

Am 17. April findet im Volkshaus Zürich die erste Tagung vom «Netzwerk Verkehrsdrehscheiben» statt. Die öffentliche Tagung bildet den ersten von zwei Auftaktveranstaltungen zu einem mehrjährigen Programm. Das Ziel des Netzwerks besteht darin einen regelmässigen Dialog zwischen allen Akteuren zu ermöglichen sowie Fachtagungen, Weiterbildungen und Forschungsprojekte zu initiieren. Der Dialog soll neben der Verkehrsentwicklung auch raumplanerische Fragen umfassen sowie Prozessgestaltung und Finanzierungsfragen thematisieren. Der Städteverband ist Partner des Netzwerks Verkehrsdrehscheiben. Weitere Informationen

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