Das bewegt die Städte - Flächenentsiegelung
Schweizer Städte sind in der Umsetzung von Projekten gegen Hitzeinseln unterschiedlich weit fortgeschritten. Einige setzen auf bauliche Sofortmassnahmen, während andere im Planungsprozess Versiegelung verhindern. Die Massnahmen haben zum Ziel, dass mehr Schatten entsteht, mehr Wasser versickern und verdunsten kann und eine verbesserte Durchlüftung erreicht wird. Dadurch sinkt die Höchsttemperatur und damit das Gesundheitsrisiko für vulnerable Personen. Zudem wird die Aufenthalts- und Lebensqualität erhöht sowie die Attraktivität der Städte gesteigert.
Massnahmen in Planung
In Luzern verfolgt die Klimaanpassungsstrategie das Ziel, dass Fassaden begrünt werden und Baumaterialen zum Einsatz kommen, die sich nicht zu stark aufheizen: wie beispielsweise heller Asphalt. Die Beibehaltung oder der Bau von versickerungsfähigen Oberflächen und bewegten Wasserflächen wird gefördert. Zudem sollen nächtliche Kaltluftströme erhalten bleiben und Flachdächer ab 25 Quadratmetern zu mindestens 30% von Solaranlagen genutzt oder begrünt werden. Die Hochschule Luzern hat ein Instrument zur Berechnung von Auswirkungen auf das Mikroklima eines Bauvorhabens entwickelt. Dieses kann als Planungshilfe für die Fassadengestaltung oder die Positionierung von Gebäuden dienen. Damit kann der Schattenwurf durch Bäume und Gebäude in der Planung sowie das Mikroklima besser berücksichtigt werden. St. Gallen plant die Begrünung von Fassaden und Dächern von öffentlichen Gebäuden und öffentlichen Plätzen. Zudem hat sie vor kleine Parks und Wasserflächen in Quartieren zu errichten. Die Begrünung von Flachdächern ab 100 Quadratmetern ist in St. Gallen bereits seit 2006 Pflicht. (Tages-Anzeiger 6.7.2022, St. Galler Tagblatt 18.7.23, Luzerner Zeitung, 28.7.2023, Luzerner Zeitung 2.8.23).
Aarau plant Kaltluftströme mit Neubauten nicht zu unterbrechen. Die Stadt definierte 11 Hektaren, die entsiegelt werden könnten. Sie arbeitet an einem entsprechenden Aktionsplan. Zürich setzt auf Bäume am Strassenrand sowie auf eine Begrünung von Parks, Fassaden und Dächern. Die Stadt testet 66 hitzemindernde Bodenbeläge auf die Fähigkeit, Wasser versickern zu lassen, auf die Unterhaltsintensivität, Ästhetik sowie auf die Nutzerfreundlichkeit, um deren Potenzial für Parkplätze und Trottoirs zu eruieren. (Tages-Anzeiger 6.7.2022, Tages-Anzeiger 18.7.23, Sonntagsblick 30.7.23, Aargauer Zeitung 17.8.23)
Bereits umgesetzte Massnahmen
Die Städte Genf und Lausanne haben sich ambitionierte Ziele beim Pflanzen von Bäumen und der Renaturierung des Stadtgebiets gesetzt. So möchte Genf 25% des Stadtgebiets bis 2030 und Lausanne 30% bis 2040 mit schattenspendenden Bäumen bedecken. Dafür setzen beide Städte zunehmend auf hitzeresistentere Baumarten aus südlichen Ländern. Genf hat letzten Winter 585 Bäume gepflanzt, Lausanne möchte jedes Jahr 1400 neue Bäume setzen. (Le Matin Dimanche 23.7.23)
Monthey, Martigny und Sierre haben bereits positive Erfahrungen mit der Entsiegelung gemacht: In Monthey wird seit 2010 kontinuierlich das Stadtzentrum umgestaltet, wobei hitzebeständigere Materialien, Begrünung und Luftdurchlässigkeit mitberücksichtigt werden. Die Bevölkerung wird regelmässig befragt. Die Rückmeldungen fliessen in Aktionspläne gegen Hitzeinseln ein. In Martigny wurde an der Bahnhofsstrasse anhand zwei neuer Baumreihen und neuen Wasserstellen eine Begegnungszone geschaffen, die rege genutzt wird. Das ursprüngliche Ziel, den öffentlichen Raum aufzuwerten, wurde übertroffen: Aufgrund der neuen Bäume und Massnahmen zur Regenwasserbewirtschaftung, wurde die Höchsttemperatur an exponierten Stellen massgeblich gesenkt. In Sierre startete 2023 eine vollständige Begrünung von Petit-Bois, wobei 4600 Bäume gepflanzt wurden, was zu Verdunstung, Schatten und kühleren Temperaturen führen soll. (Nouvelliste 7.8.23).