Macht Ihre Stadt Sie gesund?
Yves Weber, Leiter Kompetenzzentrum «Gesunde Gemeinden» bei der Schweizerischen Gesundheitsstiftung RADIX
Städte gestalten das Umfeld, in dem wir unsere Freizeit verbringen, uns mit Familie und Freunden treffen, einer Erwerbstätigkeit nachgehen, kurz: in dem wir leben. Damit sind Städte Keyplayer der Gesundheitsförderung. Denn beinahe jede Massnahme der Stadt wirkt sich auf die Gesundheit ihrer Bevölkerung aus.
Ein ganzheitlicher Ansatz
Was bedeutet Gesundheitsförderung überhaupt? Sie ist als Prozess zu verstehen, der allen Menschen ein höheres Mass an Selbstbestimmung über ihre Gesundheit ermöglicht und sie bei der Stärkung ihrer Gesundheit unterstützt. Dies geschieht durch die gezielte Verbesserung von Einflussfaktoren, wie beispielsweise die Förderung eines gesunden Lebensstils, die Stärkung sozialer Netzwerke oder die Verbesserung allgemeiner Arbeits- und Lebensbedingungen.
Die Rolle der Städte
Städte können die Gesundheit ihrer Bevölkerung entscheidend beeinflussen. Der Handlungsspielraum ist gross und facettenreich. Denken wir an eine Stadt mit attraktiven Bewegungsangeboten für alle Altersgruppen, wie zum Beispiel gesellige Spaziergruppen für ältere Menschen, kostenlose Sportangebote im öffentlichen Raum oder offene Turnhallen am Wochenende. Diese Aktivitäten fördern nicht nur die körperliche Fitness. Sie schaffen auch neue Begegnungen und ein Gefühl der Gemeinschaft, was wiederum einen positiven Einfluss auf die psychische Gesundheit hat. Grünflächen, Parks und verkehrsberuhigte Strassenräume laden die Bewohnerinnen und Bewohner zum Verweilen und Entspannen ein. Bildungsangebote zu gesunder Ernährung und Bewegung in Schulen und Kindertagesstätten legen einen Grundstein für ein gesundes Leben. Umweltpolitische Massnahmen und eine Verkehrspolitik, die den Velo- und Fussgängerverkehr fördert, tragen zur Lebensqualität bei. Partizipative Angebote zur Stärkung der sozialen Teilhabe wirken sich ebenfalls positiv auf die Gesundheit aus und ermöglichen den Städten einen Perspektivenwechsel. Darüber hinaus spielt die Sozialpolitik eine zentrale Rolle in der städtischen Gesundheitsförderung. Denn durch die Unterstützung benachteiligter Gruppen verringert sich die Chancenungerechtigkeit. Wenn alle Politikbereiche mitwirken und Gesundheitsförderung als Querschnittsaufgabe wahrnehmen, können vorhandene Potenziale genutzt und eine gesunde Stadt gestaltet werden