Das bewegt die Städte – Investitionen in Bildung und Kinderbetreuung
Eine kürzlich durch die Konferenz der städtischen Finanzdirektorinnen und -direktoren (KSFD) in Auftrag gegebene Studie zeigt, dass das Bevölkerungswachstum in den Schweizer Städten hohe Investitionen insbesondere in die Schuleinrichtungen notwendig macht. Sei es im Schulbereich oder in der Kinderbetreuung, unsere wachsende Gesellschaft braucht effiziente Infrastrukturen, um die Betreuung von Kleinkindern zu gewährleisten. So sind in den letzten vier Jahren auf Schweizer Boden 700 neue Kindertagesstätten entstanden. Diese Angebotserweiterung erfolgte infolge der neuen Bedürfnisse der Familien, ist jedoch nicht einheitlich und zeigt sich besonders stark in der Romandie und in den städtischen Regionen. Solche Veränderungen bedeuten Investitionen seitens des Staates und hauptsächlich seitens der Städte. (srf.ch : 05.11)
Infrastrukturinvestitionen
Die Städte investieren nicht nur in die Betreuungsinfrastruktur, sondern auch in Schuleinrichtungen. Viele Städte entschliessen sich für die Erweiterung ihrer Schulgebäude, um der steigenden Schülerzahl gerecht zu werden. Lyss beispielsweise verzeichnete in den letzten 20 Jahren einen Bevölkerungszuwachs von 50%. Die Stadt ist Opfer ihrer eigenen Familienpolitik geworden, die bei vielen Menschen grossen Anklang findet. Die Anzahl Familien in der Gemeinde ist derart stark angewachsen, dass die Stadt mit einem Mangel an Plätzen in ihren Klassenzimmern zu kämpfen hat. Entsprechend muss sie regelmässige Infrastrukturinvestitionen tätigen, die sich in den letzten Jahren auf etwa 53 Millionen beliefen. In anderen Städten, wie Burgdorf, Dietikon, Rapperswil-Jona oder Steffisburg ist die Situation vergleichbar. All diese Gemeinden planen und realisieren neue Schulbauten. (Berner Zeitung : 25.10, Berner Zeitung : 02.11, Limmattaler Zeitung : 02.11, Obersee Nachrichten : 07.11, Thuner Tagblatt : 18.11)
Stärker in den Medien ist der Mangel an Krippenplätzen. Auch hier sind die Städte wichtige Akteurinnen, da sie in neue Krippenplätze und den Ausbau der Betreuungskapazitäten investieren. Die Stadt Lausanne beispielsweise plant in ihrem Budget für 2025 umfangreiche Investitionen für die Bereitstellung von 330 neuen Krippenplätzen. (24 heures : 09.10)
Investitionen in die Zugänglichkeit
Nebst dem Umstand, dass es zu wenig Krippenplätze gibt, sind oft auch noch teuer. Viele Familien haben deshalb aus finanziellen Gründen Mühe, ihre Kinder unterzubringen. Auch hier investiert der Staat, um das Problem zu lösen. In den beiden Basler Kantonen steht das Thema auf der politischen Agenda. In Basel-Stadt ist ein neues, ehrgeiziges Gesetz in Kraft getreten. Es sieht Subventionen für Eltern vor, um deren Kosten für eine Vollzeitbetreuung auf monatlich CHF 1'600 zu begrenzen. Zudem will das Gesetz die für die Betreuung geltenden Qualitätsstandards verbessern, indem pro Kita mindestens zwei Drittel des Personals eine abgeschlossene Ausbildung vorweisen müssen. Diese Massnahmen sind in der Schweiz eine Premiere. Der benachbarte Kanton Baselland hat mit eben diesen Problemen zu ringen, da die Betreuungskosten zu den höchsten in der ganzen Schweiz gehören. Leider können die kantonalen Behörden wegen mangelnden Ressourcen aktuell nicht einspringen. Es obliegt also den einzelnen Gemeinden, eine Lösung anzubieten. Parallel zu diesen oftmals schwierigen Situationen kündigte der Bund an, dass er im Rahmen seines Sparplans die Kita-Finanzierung streichen wolle. Dieser Entscheid hätte Auswirkungen auf die anderen staatlichen Ebenen, die diese Finanzierungen indirekt übernehmen müssten. (Basler Zeitung : 04.10, Basler Zeitung : 10.10, Basler Zeitung : 24.10, Arcinfo : 25.10, Der Bund : 26.10)
Der Privatbereich als Lösungsansatz
Im Kanton Bern wurde der Betreuungsbereich weitgehend privatisiert. Während sich die Eltern früher an bestimmte Einrichtungen wenden mussten, um eine Subvention zu erhalten, unterstützt der Kanton die Eltern heute mit Gutscheinen, deren Höhe sich nach deren finanzieller Situation richtet. Dadurch können sie sich an jede beliebige Einrichtung wenden, ob öffentlich oder privat, und erhalten weiterhin eine finanzielle Unterstützung vom Staat. Ein Beispiel ist der Uhrenhersteller Rolex, der in Biel für seine Angestellten eine Kita einrichtete. Anderen Krippenbetreibern bereitet die neue Konkurrenz keine Sorgen; sie sehen das eher als willkommene Unterstützung. Durch die Liberalisierung des Marktes fördert der Kanton die Schaffung neuer Krippenangebote und wirkt so dem Mangel an Plätzen entgegen. (Le Journal du Jura : 13.11)