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Rechnungsabschlüsse 2024: Herausforderungen und hohe Investitionen

2. Dezember 2025 – Die Rechnungsabschlüsse der Schweizer Städte zeigen für 2024 ein heterogenes Bild auf und generell eine Verschlechterung zum Vorjahr. Zwar kann eine Mehrzahl der Städte einen Ertragsüberschuss vorweisen, jedoch sank dieser Anteil, und mehr als jede vierte Stadt oder städtische Gemeinde schloss mit einem Defizit ab. Die Städte haben 2024 viel investiert, was das Risiko für eine Neuverschuldung angehoben hat.

Die finanzielle Situation der Städte hat sich laut der Datenerhebung zu den öffentlichen Finanzen der Finanzstatistik bei den Mitgliedern des Städteverbands im Vergleich zum Vorjahr verschlechtert. Mehr Städte schlossen 2024 mit einem Aufwandüberschuss ab und der Anteil der Städte mit einem Selbstfinanzierungsgrad unter 70% ist deutlich angestiegen. Erfreulich ist, dass von den 134 Städten und städtischen Gemeinden im Jahr 2024 97 (72%) einen Ertragsüberschuss oder eine ausgeglichene Rechnung verzeichneten. Die übrigen 37 Städte und städtischen Gemeinden wiesen ein Defizit aus. Somit weist 2024 mehr als jede vierte Stadt oder städtische Gemeinde eine negative Jahresrechnung aus. Das sind mehr als im Vorjahr, als lediglich jede fünfte Stadt einen Aufwandüberschuss verzeichnete. Vergleicht man die Sprachregionen, sticht vor allem das Tessin hervor: Drei der vier Städte schlossen im Jahr 2024 negativ ab.

 

Investitionen und Selbstfinanzierungsgrad

Die jährlichen Ergebnisse der städtischen Finanzen sind stark von den getätigten Investitionen abhängig. Insgesamt tätigten die Städte im Jahr 2024 über 5.5 Milliarden Franken Bruttoinvestitionen. Wichtig ist dabei der Selbstfinanzierungsgrad, der anzeigt, in welchem Ausmass Neuinvestitionen durch selbst erwirtschaftete Mittel finanziert werden können. Liegt die Kennzahl über 100 Prozent, können trotz Investitionen Schulden abgebaut werden, während Werte unter 100 Prozent auf eine Neuverschuldung hinweisen. Bei der Hälfte der Städte lag der Selbstfinanzierungsgrad 2024 unter 100 Prozent und bei 40% der Städte unter 70 Prozent, was zu einer grossen Neuverschuldung führen könnte. 2023 wies lediglich jede dritte Stadt einen Selbstfinanzierungsgrad von unter 70 Prozent auf. Die Schulden der Städte bedingen Zinszahlungen, welche je nach Konditionen die städtischen Haushalte unterschiedlich stark belasten können. Der Zinsbelastungsanteil gibt an, welcher Teil des aktuellen Ertrags für Zinszahlungen beansprucht wird. Für die unter dem harmonisierten Rechnungsmodel HRM2 rechnenden Städte belaufen sich die Zinszahlungen in einer Spannweite von -4.1% (Zinserträge übersteigen die Zinsaufwände) bis zu 3.8%. Bei 70% der Städte übersteigen die Zinsaufwände jedoch die Erträge. Der mittlere Zinsbelastungsanteil aller unter HRM2 rechnenden Städte beläuft sich auf 0.39%.

 

Letztlich hat auch der Finanz- und Lastenausgleich einen Einfluss auf die Finanzen der Städte. Rund die Hälfte der Städte haben höhere Ausgaben an den Nationalen Finanzausgleich, als sie Einnahmen davon haben. Total beläuft sich der Nettofinanzausgleich (Zahlungen minus Einnahmen) der Städte auf 54 Millionen Franken.

 

Nettoverschuldung und Prognosen

Als weitere Finanzkennzahl erhob die Finanzstatistik die Nettoverschuldung. Diese Kennzahl hängt wesentlich von der Bewertung des Finanzvermögens ab, was eine Vergleichbarkeit zwischen den Städten erschwert. Die Hälfte der Städte hat Nettoschulden, die sich auf total 10.4 Milliarden Franken belaufen. Die andere Hälfte der Städte weist ein Nettovermögen von total 7.1 Milliarden Franken auf.

 

Die städtischen Finanzen sind nicht nur von den eigens getätigten Investitionen und Finanzierungsentschieden geprägt, sondern hängen auch mit den strukturellen und politischen Rahmenbedingungen zusammen. So sind bei einigen Städten die Abschlüsse massgeblich davon abhängig, wie hoch die juristischen Steuereinnahmen ausfallen. Die Einschätzung der juristischen Personen wird auf kantonaler Ebene vorgenommen, weshalb Differenzen zwischen Budget und den realen Einnahmen entstehen können. Auch der politische Kontext hat einen Einfluss: Zum Beispiel hat die OECD-Mindestbesteuerung grosser, international tätiger Unternehmergruppen die Ausgangslage für bestimmte Städte verändert. Massgeblich ist dabei die kantonale Umsetzung des Artikels zur angemessenen Berücksichtigung der Gemeinden, die je nach Kanton unterschiedlich ausfällt. Auch andere Reformen, wie beispielsweise die Steuerreform STAF, können die Einnahmeentwicklung unabhängig der konjunkturellen Entwicklung prägen. Eine Wirkungsanalyse der STAF ist in Ausarbeitung und wird von den Städten mit Neugier erwartet.

 

Um unabhängig der bereits bestehenden politischen Reformen eine Einschätzung der städtischen Finanzen vornehmen zu können, hat die Konferenz der städtischen Finanzdirektorinnen und -direktoren 2025 eine Studie zu den Langfristprognosen der städtischen Finanzen in Auftrag gegeben. Die Prognosen gehen davon aus, dass sich die finanzielle Situation in den Städten und städtischen Gemeinden aufgrund der demografischen Veränderung ohne politisches Eingreifen negativ entwickeln könnte.

 

Datenbasis

Am 1. Januar 2025 trat die technische Weisung des eidgenössischen Finanzdepartements zur Lieferung von Rechnungsdaten für die Statistik der öffentlichen Finanzen in Kraft. Damit einher ging ein Beschaffungswechsel mit einer Schnittstelle zur Datenlieferung und verbindlichen Lieferterminen. Bisher wurde für die Erhebung städtischer Rechnungsabschlüsse eine gemeinsame Umfrage des Schweizerischen Städteverbands und der eidgenössischen Finanzstatistik durchgeführt. Der Städteverband begrüsst, dass durch die neue Schnittstelle die städtischen Rechnungsabschluss- und Budgetdaten fortan von der Finanzverwaltung systematisch gesammelt und geprüft werden können, was einen hohen Abdeckungsgrad, eine gesteigerte Datenqualität und mehr Transparenz mit sich bringt.

 

Die vorliegenden Daten decken einen Grossteil der Kennzahlen für alle 134 Mitglieder des Städteverbands ab. Von den 134 Städten und städtischen Gemeinden stammen 93 aus der Deutschschweiz (69%), 37 aus der Romandie (28%) und 4 aus dem Tessin (3%).

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