Das bewegt die Städte - Hitzeinseln
Vom Hitzeinseleffekt betroffen sind Siedlungsflächen, insbesondere Gebiete mit breiten Strassen und weiträumigen Plätzen. Deren versiegelte Beton- und Teerflächen nehmen tagsüber mit der Sonneneinstrahlung Hitze auf und speichern sie. Nachts geben sie die Wärme an die Umgebung ab, weshalb sich diese Gebiete weniger abkühlen; die Temperatur liegt dann 4 bis 6 Grad über dem Durchschnitt. Wirksame Massnahmen gegen Hitzeinseln sind das Pflanzen von schattenspendenden Bäumen, der Einbezug von Wasserelementen bei der Gestaltung von Strassen und Plätzen sowie die Entsiegelung von Bodenbelägen, sodass Wasser versickern und verdunsten kann. Auch eine verbesserte Durchlüftung mit kühler Luft schafft Abhilfe.
Stadtentwicklungsgebiete in Aarau besonders betroffen
Die Stadt Aarau erstellt zurzeit eine Strategie zur hitzeangepassten Siedlungsentwicklung und eine Vulnerabilitätsanalyse, die aufzeigen soll, in welchen Gebieten besonders viele oder besonders hitzesensible Bevölkerungsgruppen leben. Erste kurzfristige Massnahmen gegen Hitzeinseln könnten schon 2023 umgesetzt werden. In Aarau sind die Entwicklungsgebiete der Stadt vom Hitzeinseleffekt besonders betroffen (z.B. im Raum Torfeld). Für die zu überbauenden Gebiete deshalb besonders wichtig: Existierende Kaltluftströme, die in der Nacht für Abkühlung sorgen, sollten nicht durch Neubauten unterbrochen werden («Aargauer Zeitung», 5.2.2022).
Genf reduziert Baumschnitt
Um dem Hitzeinseleffekt entgegenzutreten, beschloss Genf als erste Schweizer Stadt, ihre Stadtbäume weniger stark zu schneiden. Nach einem Pilotprojekt verzichten die Stadtgärtnerinnen und Stadtgärtner nun nach und nach beim grössten Teil des Baumbestands auf das systematische Schneiden. Im Fokus stehen Bäume in dichtbesiedelten Stadtvierteln. Dazu beobachten die Gärtner und Gärtnerinnen die betroffenen Bäume, um sicherzustellen, dass sie der Belastung durch das zusätzliche Gewicht der grösseren Baumkrone gewachsen sind und dass sie Windböen trotzen können. Der Baumschnitt soll denn auch nicht völlig aufgegeben werden: Ein selektiver Schnitt stellt ein regelmässiges und dem Standort angepasstes Wachstum sicher. Durch den grösseren Schattenwurf erhofft sich die Stadt eine verbesserte Abkühlung der Hitzeinseln. Doch nicht nur das: Grössere Baumkronen absorbieren mehr CO2 und Feinstaub, womit sie die Luftqualität verbessern. Sie dämpfen zudem Lärm besser und fördern die Biodiversität, indem sie z.B. Nistmöglichkeiten für Vögel bieten («Tribune de Genève», 11.2.2022).
Zug: Klimaanalyse erstellt
Zwischen 2018 und 2020 liess die Stadt Zug eine Klimaanalyse erstellen, die die Entwicklung der klimatischen Situation auf dem Stadtgebiet bis ins Jahr 2100 modelliert. Davon erhofft sich die Stadt Hinweise für die anstehende Ortsplanungsrevision und weiterführende Erkenntnisse zum Städtebau. Die Analyse zeigt, dass der Hitzeinseleffekt in der Stadt zu Temperaturen von bis zu 42 Grad führt. Dies stellt für den menschlichen Körper eine extreme Wärmebelastung dar. Hingegen ist die thermische Belastung in der Umgebung von Grünflächen und Gewässern deutlich tiefer. Ebenfalls für Entlastung sorgt eine gute Durchlüftung, die auf einem grossen Teil des Stadtgebiets in der Nacht für Abkühlung sorgt.
Die Studienautoren und -autorinnen erarbeiteten auch einen Katalog mit möglichen Massnahmen zur Verbesserung der Durchlüftung sowie Reduktion der Wärmebelastung in Aussen- und Innenräumen. Sie raten dazu, den Grünanteil im Stadtgebiet zu erhöhen. Auch das klimaangepasste Bauen ist eine Chance, Hitzeinseln entgegenzuwirken, indem z.B. die Ausrichtung neuer Gebäude optimiert wird, um den direkten Hitzeeintrag zu reduzieren, oder indem bei Nachverdichtungen die Durchlüftung berücksichtigt wird («Zuger Zeitung», 11.2.2022).