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«Der Klimaschutz ist eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe»

28 Juni 2022 – Interview mit Beat Jans (SP), Regierungspräsident Basel-Stadt und Vorstandsmitglied des Schweizerischen Städteverbandes. Basel ist Gastgeber des Städtetages 2022.

Basel lädt am 25./26. August die Städtevertreterinnen und -vertreter zum Städtetag. Was erwartet die Gäste?

Die Gäste erwartet ein spannendes und abwechslungsreiches Programm zum Thema «Klimafreundliche Städte». Den Auftakt macht die Generalversammlung des Schweizerischen Städteverbands am Donnerstagvormittag im Stadtcasino Basel, an welcher unter anderem der neue Präsident gewählt wird. Am Donnerstagnachmittag widmen sich im Theater Basel zahlreiche prominente Referentinnen und Referenten und Diskussionsteilnehmer der Frage, welchen Beitrag die Städte zur Bewältigung der Klimakrise leisten können. Die Gastgeberstadt Basel – eine Pionierin im Bereich des Klima- und Umweltschutzes – organisiert zudem am Freitagvormittag diverse Exkursionen zum Thema. Umrahmt wird der Städtetag von kulturellen Darbietungen und einem Galadinner am Donnerstagabend im Theater Basel.

 

Der Städtetag steht unter dem Motto «Klimafreundliche Städte». Warum ist Klimapolitik für die Städte wichtig?

Der Klimaschutz ist eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe und damit für jede und jeden wichtig. Städte stehen jedoch in einer besonderen Verantwortung, da sie als Ballungszentren einen grossen Anteil an den entstehenden Treibhausgasemissionen verursachen, aber gerade dadurch auch einen grossen Handlungsspielraum für deren Reduktion haben. Die Folgen der Klimaerwärmung für Städte sind gravierend (Hitzeinseleffekte, gesundheitliche Konsequenzen, Naturgefahren), aber der Klimaschutz bietet auch neue Chancen: Kosteneinsparungen für Private und Unternehmen durch Energieeinsparungen, lokale Wertschöpfung durch dezentrale Stromerzeugung, Unabhängigkeit von fossilen Energieträgern aus dem Ausland, bessere Luftqualität durch weniger Emissionen, besseres Stadtklima durch Klimaanpassungsmassnahmen (Begrünung der Stadt) oder das Image als saubere, klimafreundliche Stadt.

 

Welche klimapolitischen Ziele verfolgt Basel?

Der Regierungsrat möchte die Reduktion der Treibhausgasemissionen so rasch wie möglich erreichen. Ziel ist, bis 2040 die Klimaneutralität, also «Netto-Null», zu erreichen. Die kantonale Verwaltung soll dieses Ziel aber schon 2030 erreichen: Ihre direkten energiebedingten Treibhausgasemissionen im Bereich der Gebäude und der Mobilität sollen bis 2030 auf null sinken.

 

Welche drei Massnahmen aus Basel finden Sie besonders erwähnenswert?

  1. Der Strom, der im Kanton Basel-Stadt zur Verfügung steht, wird seit 2009 zu 100% erneuerbar produziert. Zudem werden beinahe 80% der Fernwärme mit erneuerbaren Energien erzeugt.
  2. Basel verfügt über das fortschrittlichste Energiegesetz der Schweiz: Beim Heizungsersatz besteht seit Oktober 2017 grundsätzlich eine Pflicht zum Umstieg auf ein erneuerbares System (d.h. Wärmepumpe, Fernwärme etc.). Bei Neubauten besteht zusätzlich eine Pflicht zur erneuerbaren Eigenstromerzeugung. Seit Einführung des Energiegesetzes hat beim Ersatz von Heizungen der Anteil an erneuerbar erzeugter Energie kontinuierlich zugenommen. Somit können wir auch unsere Abhängigkeit von Öl- und Gasimporten reduzieren
  3. In Basel sind wir daran, unsere Fahrzeugflotte sukzessive auf Elektrofahrzeuge umzustellen. Das gleiche gilt auch für die Basler Verkehrsbetriebe: deren Busflotte soll bis 2027 mit erneuerbaren Energieträgern betrieben werden. In den kommenden Jahren soll zusätzlich die Ladeinfrastruktur für Elektrofahrzeuge stark ausgebaut werden.

Wo sehen Sie für die Zukunft die grössten klimapolitischen Herausforderungen für ihre Stadt?

Auch wenn Basel und andere Schweizer Städte bereits viele klimapolitische Massnahmen umgesetzt oder aufgegleist haben, werden die Anstrengungen nicht ausreichen, um die Klimaziele zu erreichen. Wir sind darauf angewiesen, dass auf nationaler und internationaler Ebene nochmals ein grosser Effort im Bereich der Klimapolitik unternommen wird. Wenn wir beispielsweise den Verkehr so schnell wie möglich elektrifizieren wollen, bedeutet dies auch ein rasch wachsender Bedarf nach Strom. Dieser muss bereitgestellt werden – sowohl dezentral im Kantonsgebiet als auch durch Grosskraftwerke ausserhalb des Kantonsgebiets. 

 

Die gegenwärtigen Diskussionen über den Ausbau der erneuerbaren Energien zeigen den Handlungsbedarf klar auf. Basel trägt aber durch die Einfuhr von Gütern auch eine Verantwortung für Treibhausgasemissionen, die ausserhalb der Kantonsgrenzen bzw. der Schweiz anfallen. Wir können dies sicher teilweise durch unser Konsumverhalten beeinflussen, alleine werden wir das Problem aber nicht beheben können. Auch hier brauchen wir nationale und internationale Lösungen.

 

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